PRODUKTIONEN

DER TANZ DER TAUSEND WÜRSTE – AM FETTRAND DER WELT

Es rumort in unserer Mitte, in unserem Gedärm, in dieser Zeit der einmachglasartigen Vereinzelung. Wir haben alles ausgeräumt aus leergefegten Supermarktregalen und nun legen wir uns selbst als Vorrat an. Denn die Strassen sind fleischlos geworden, der Grill ist aus, wir verschließen uns Zuhaus, hinter fettglänzenden Fassaden, winken wir uns zu als virtuelle Wurstgesichter voller fleischiger Hoffnungen und fettiger Träume.

Hier – am Fettrand der Welt – werden die diskursiven Muskeln wieder in Bewegung gebracht! In einem orgiastischen, wurst-politischen und fett-philosophischen Thementanz wird alles freigelegt, was sich mit wurstiger Bequemlichkeit und fettglänzender Hartnäckigkeit in uns festgesetzt hat.

Im Rahmen des Performing Arts Festival Berlin liefert sich die Performerin in einer Livestream-Performance dem Erwartungsdruck des hochaufgelösten Bildes aus und seziert ihre eigene Auflösung in Zeiten des Rückzugs und der allgemeinen emotionalen Verfettung.

Text, Installation, Performance: Nolundi Tschudi // Dramaturgie: Marcus Peter Tesch
Livestream-Performane im Rahmen des Performing Arts Festival am 27.05.2021 im BHROX bauhaus reuse // Berlin

DER TANZ DER TAUSEND WÜRSTEDIE KLEINSTE GEMEINSAME MASSE

Hier stehen wir am Fettrand der Welt und fragen uns: Wovon sollten wir uns eine Scheibe abschneiden? Was ist der innerste Kern in diesem Aufschnitt, von dem wir alle zehren können?

In „Die kleinste gemeinsame Masse“ findet die Solo-Varieté-Performance-Reihe „Der Tanz der tausend Würste“ seinen Weg auf die überquellende Schlachterplatte des Ernst-Reuter-Platzes, Berlin. Mit fleischiger Eleganz und brodelnder Ekstase bewegt sich die „Fleischwölfin der Herzen“ durch die Themen unserer Zeit und zerlegt alles, was ihr in den Weg kommt. Denn auf dem Grill unseres Hier und Jetzt brutzelt es gewaltig. Auch wenn es gerade noch so still war und wir im Wurstwasser leise zogen, in unserer einmachglasartigen Vereinzelung. Wir hatten so viel Zeit für eine innere Fleischbeschau, doch nun kehrt sich alles wieder nach außen, das Brät quillt hervor und setzt sich in Bewegung. Es sind wieder Massen unterwegs. Und damit ist die Zeit reif, die kleinste gemeinsame Masse zu finden, die uns verbindet.

Lasst euch nicht überwältigen, lasst euch nicht überrollen, aber lasst euch hinreißen, von der Lawine die da kommt, der Lawine der tausend Würste!

Text, Installation, Performance: Nolundi Tschudi // Dramaturgie: Marcus Peter Tesch
Soloshow im Rahmen von „The Only Artist“ am 14.08.2020 im BHROX bauhaus reuse // Berlin

Fotos: Isabelle Kaiser

DER (ERSTE) TANZ DER TAUSEND WÜRSTE

Und wir haben uns hier versammelt in dieser wurstdicken Nacht, unter einem wurstvollen Mond, in diesem einmachglasartigen Zusammensein. Der Schweiß rinnt uns wie Wurstwasser den Nacken hinunter und bildet zarte Rinnsale, die uns verbinden. Hier stehen wir voller fleischiger Hoffnungen und fettiger Träume in diesem Mekka der Metzgerkunst. Hier stehen wir am Fettrand der Welt und fragen uns: Darf es noch ein bisschen mehr sein?

Die Fleischwölfin der Herzen hat es sich zum Anliegen gemacht, alle Ambivalenzen zu einer saftigen Masse zu verwursten und auf dem Grill unseres Hier und Jetzt, auf dem Vulkan unserer Zeit, mit dem „Tanz der tausend Würste“ alle Anwesenden zu einer großen solidarischen Würstchenkette zu vereinen.

Eine performative Schlachterplatte von und mit Nolundi Tschudi // Soloperformance // Pauls kurioses Sommerspektakel 2019 // Paul-Gustavus-Haus Altenburg

Fotos: Carsten Schenker

DIE MACHT DES IRRSALS

Wenn das Irrsal angeflogen kommt, musst du auch zugreifen. Entweder versuchst du das Irrsal zu fangen, das dir zufliegt und du fängst das. Oder du willst das Schicksal fangen und du greifst daneben. Denn das Irrsal, das kommt aus dem Ursal, diesem mythischen Fluss, der die Wahrheit hat, aber sie gar nicht weiß. Das Schicksal hingegen, in seiner Eitelkeit, das will sich attraktiv machen durch Abwesenheit. Das war vielleicht mal da. Das taucht vielleicht mal auf. Und fliegt in einem eleganten Schwung vorbei. Hat sich aber schon so lange nicht mehr blicken lassen, dieser kleine Singvogel, dass wir ihn ausstopfen müssen. Rückwirkend.

Eine Musiktheater-Performance nach Motiven von “Die Macht des Schicksals“ von Verdi, sowie Texten von Frank Wedekind, Mehdi Moradpour und Nolundi Tschudi

Schauspieler: Christian Bormann, Nico Nothnagel, Anne Schiffmann, Susanne Scholl, Nolundi Tschudi // Musiker: Leonardo Reyna, Gary Schmalzl // Video: Martin Mallon // Regie und Installation: Nolundi Tschudi // 2015 // kms145 Berlin

Fotos: Malte HM Spindler

HOW TO BECOME A SUPERHERO OF ISOLATION

Isolation ist die Macht über die Leere. Der Superheld generiert eine Gegenwelt, deren einziger Bewohner er ist. Er rüstet sich, setzt sich seinem Gedankenfeuerwerk aus. Er sieht und hört den Schmerz und bleibt. Die Fesseln der Abhängigkeiten fallen herab wie schlaffes Gummi, verlieren ihre Zugkraft. Jetzt nicht in Versuchung geraten. Nicht zur Tür schauen, ob jemand kommt und die Munition abnimmt, die sich im Kopf stapelt. Aus den Schüssen wird Musik. Sie wächst an zur Solosymphonie, die in endloser Ruhe spielt. Der Superheld der Isolation braucht keinen Applaus. Er schwebt. Mit festem Blick. Ins Innere.

Superheroes of Isolation: Lilly Gropper, Anne Schiffmann, Léa Trommenschlager, Marc Schöttner, Nolundi Tschudi // Superheroes of Art and Support: Malte H.M. Spindler, Lena Wessel, Nelli Neb // Superheroine of Vision: Nolundi Tschudi // 2011 // MicaMoca Berlin

Fotos: Malte HM Spindler